Kunst
Thierry Abril

Thierry Abril siedelt seine Werke im Bereich der Neuen Malerei an. Diese neue Malerei setzt auf die Rückgewinnung einer lange vermissten persönlichen Subjektivität. Sie ist vor allem auch ein emotional besetzter Begriff. Den ureigensten Gefühlen des Künstlers wird durch das Spiel der Farben, durch den expressiven Einsatz der Farbe und des Materials, ja durch die gesamte Komposition der Bilder, Ausdruck gegeben.

Die "Darstellungen" thematisieren den Prozess ihrer Entstehung und geben hierfür auch eine Metapher vom Ablauf der Zeit, von der Vergänglichkeit des Augenblicks. Sie lassen das DAVOR erkennen und das DANACH erahnen. Sie geben die Stimmungen wieder, die das menschliche Wesen erst ausmachen.

Die positiven Aspekte des menschlichen Seins - Glück, Liebe und Lust - sind in diesen Bildern präsent. Die verwendeten malerischen und kompositorischen Strukturen führen uns eine bifokale Sichtweise des Künstlers vor Augen, die den Reiz der Betrachtung erhöht und uns auffordert, unsere eigenen Sinne in vollem Umfang einzusetzen.

Im Zentrum der eigentlichen bildnerischen Auseinandersetzung steht für Thierry Abril die Farbe, die er sowohl in ihrer Absolutheit und Singularität als auch in ihrer Komplexität entsprechend vielfältig strukturierter Malvorgänge interpretiert. Bei all dieser direkt eingesetzten Sinnlichkeit zeigen die Bilder auch die tiefe Erkenntnis des Künstlers über die Zusammenhänge von Farbe, Form und Geist, die immer wieder neue Ansätze für Bild-Konzeptionen entstehen lässt.

Die in den Gemälden entstehenden Landschaften und Räume lassen uns ein in ihre Welt und fordern uns auf teilzuhaben an einem Kosmos, der in seiner möglichen Mehrdeutigkeit auch der unsere ist.

Es ist eine große Freude auch eigene Befindlichkeiten und Stimmungen wiederzufinden und die Entsprechungen des eigenen Temperaments. Die Bilder fordern deutlich das Seh- und Denkvermögen des Betrachters heraus.

Diese Bilder verdanken ihre Entstehung einer konsequent vollzogenen Entwicklung: Das Überschichten der einzelnen Malphasen meint hier nicht nur die Überlagerung von Farbformen, sondern auch das sorgfältige und allmähliche Transformieren "früherer" konkreter Gedanken- und Motivwelten in eine neue Art der Illusion eines Raumes, einer Landschaft, einer Stimmung, eines ephemeren Moments. Es handelt sich bei diesen Gemälden um eine gleichsam mit vollem Einsatz der malerischen Mittel inszenierte Tiefenräumlichkeit. Diese deutlich erkennbare Räumlichkeit zeigt hier einmal mehr eine ständig präsente Auslöschung oder Umbildung. Sie thematisiert und markiert sich als ein in und mit der Zeit sich verwandelndes Phänomen.


Mag. Peter Bogner